Einscheibensicherheitsglas
ist ein thermisch vorgespanntes Flachglas. Beim Vorspannprozess wird das
bearbeitete Glas auf über 600° erhitzt und anschliessend schockartig
abgekühlt.
Durch diesen Prozess sind die beidseitigen Aussenschichten auf eine Tiefe
von rund 10% der Glasdicke unter Druckspannung, das Glasinnere steht unter
Zugspannung (Im Verhältnis von ca. 1:4)
Das Glas bricht in kleine Krümel, wenn die zulässige
Biegezugspannung überschritten wird oder wenn die Zone mit der Vorspannung
(Druck) bis in die Zugzone verletzt wird.
Dadurch dass beim ESG die Kanten des Glases bearbeitet sind, vermindert
sich die Bruchgefahr durch Anrisse oder Verletzungen der Glaskante, die
wie eine Sollbruchstelle den schwächsten Punkt ausmachen von dem
ein möglicher Bruch ausgehen kann.
Messungen
haben ergeben dass die Tiefe der häufig anzutreffenden Reinigungskratzer
auf ESG, in einem Bereich von 20 - 30 tausendstel Millimeter liegen. Damit
bearbeiten sie, am Beispiel einer 6 mm Scheibe, die Oberfläche nur
so tief, dass 96% der vorgespannten Zone unbeschädigt bleiben und
weiterhin die ihr zugewiesene Funktion übernimmt.
Aus
diesem Grund sind auch Glasbrüche durch Kratzer sehr selten. Was
aber bleibt, ist ein Anriss, eine Schwächung des Glases, der schon
bei einer geringeren Belastung zum Ausgangspunkt eines Bruches werden
kann.
Wird die Oberfläche im Bereiche des Kratzers bearbeitet, das heisst
abgeschliffen bis zum Kratzertiefstpunkt und die Oberfläche anschliessend
aufpoliert, hat das Glas keine Sollbruchstelle (Kratzer als Ausgangspunkt
eines Bruches) mehr und zusätzlich durch die angenommene Eigenschaft
des vorgespannten Glases, durch Umlagerung der Spannungsverhältnisse,
das innere Gleichgewicht ist wieder hergestellt. Zurück bleibt eine
nur minimal reduzierte statische wirksame Druckzone.
Da
Glas gegen Zugbeanspruchungen viel empfindlicher reagiert als gegen Druckspannungen,
fällt diese Reduktion der Druckspannungszone überhaupt nicht
ins Gewicht - im Gegensatz zu den Vorteilen im Zusammenhang mit der wiederhergestellten
Normalspannungsverteilung, durch den gesamten Glasquerschnitt. Glasbruch
tritt im Zusammenhang mit Zugspannung im Glas auf.
Expertenbericht
als PDF (107KB)
24.7.2007
Dipl.Ing.Bernhard Hz. Dür/ Dipl. Baumeister Beat Abegg
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